Tschechische version siehe andresius.pise.cz/25-spolecnost-a-jeji-demoni.html
Jeder anständige Glaube hat einen Teufel. Anthroposophie ist damit ein bischen schlimmer dran. Das ist aber verständlich - Eine Welt – und Lebensanschauung, die soviel kompliziert und in "pluralitären" uralten Weissheitslehren gewurzelt ist, kann auch manches erklären, was in anderen Glauben und Religionen sich unklärbar darstellt, und in ihren Weltbild vieles einreihen, was andere Glauben als Störende und Böshafte wahrnehmen. Einem Weisen und einem Esoterischen Schler gibt's blos in der Welt immer mehr Weisheit als Übel. Was sich in anthroposophischen Lehren der "klassischen" Dämomologie am meisten ähnelt, ist vielleicht die sogenannte Dopplegängerlehre. Die anthroposophischen Doppelgänger sind zwei Gestalten, oder halbunabhängige Wesen, die jeden einzelnen Menschen an seinem Lebensweg begleiten, die als wenn zwei Hälfte des Menschens Schatten bildeten – aber einer ist ein dunkler Schatten, der andere wohl ein heller. Das ist an sich eine gedankreiche Lehre – wiewohl man mag anfänglich für bizarr halten, dass ein Lichtgestalt jemandem, bzw. seinem Träger schaden könnte. Diese Doppelgängerlehre wurde schon vielmals durchgearbeitet, somit ich will hier nicht mehr ihre Grundsätze erörtern.Nur als ein Grundriss einer Antwort auf die obere Vorstellung sei hier bemerkt, dass ohne dr. Jekylls blitzneden Ehrbarkeit würde isch auch keine Mr.Hydes Unsittlichkeit geben; und wenn wir aus unserem Wesensgrund eine Extremität verstossen, notwendigerweise plötzlich springt heraus die andere. Vieles wurde schon darüber geschrieben, wie sind diese Gestalten zu erkennen, wie ins Gespräch mit ihnen zu kommen um sie zuletzt zu integrieren und bewältigen. Aber unsere Suche nad dem Teufel in der Anthroposophie wird dadurch nur teilweise befriedigt. Nicht dass sie gerade nicht genug geistig wären. Dr. Steiner hat ihnen Engels- und Gottesnamen verleihen: Den finsteren Dopelgänger hat er Ahriman, und den hellen – für den Europäischen Kontext fasssbarer – Luzifer genannt. Aber es gibt hier zwei Probleme: Erstens sind diese Gestalten nicht voll unabhängig und "böse" genug, weil sie immer noch ein Teil des Menschenwesens sindm und – zweitens – ihre Gebundenheit auf das individuelle Menschensschicksal. So haben wir in der Anthroposophie nur solche kleine Privatteufel aber keinen recht tüchtigen? Eine interessante Frage. Und weil es in der Christengemeinschaft keie bindende Kirchenlehre gibt, auch die Antworten darauf werden sicher verschieden sein. Ich versuche eine Hypothese. Gehen wir von der Annanhme aus, dass es wirklich gewisse Wesen gibt, die von uns ganz gut auch Luzifer und Ahrimann genannt werden können, und dass immerfort auf die Meschheit als die Ganze wirken, und deshalb auch auf jeden einzelnen Menschen. Ich will nicht auf religionistosche Einzelheiten herangehen,aber zwei so ungefähr wirkende Gestalten, also die Gestalt eines Verführers und die Gestalt eines "Feindes" oder "gewaltigen Gegners" sind auch in mehreren heiligen Texten, die mit der Religion Irans nichts zu tun haben, gut beweisbar. Wenn aber solche zwei Gestalten wirklich existieren und "allgemeinwirkende" sind, d.h. sie können auf irgendjemanden Menschen ihre Wirkung ausüben und die Menschen sind immer disponiert ihrer anmutende Kraft zu erlegen, ich sehe keinen Grund dafür, dass sie auch nicht grosse Menschenganzheiten beeinflussen können, und dass ihr Einfluss nicht durch bestimmte Sozialphänomene zum Ausdruck gebracht werden könne.
Hier muss man ei Schritt zurückgehen und es muss geschidert werden, wie eigentlich die Anthroposophie die Wirkung dieser Doppelgänger auf Einzelmenschen versteht. Mensch, der unter dem Einfluss von Ahriman steht, wird die Welt schwer nehmen: Er wird voraussetzen, dass die Welt und die Umstände schlecht sind, dass man muss sich gegen sie immerhin wehren, mit allen um alles kämpfen um sich sein Stück (von Glück, Ehre, Brot, Besitz oder was sonst etwas) zu erkämpfen. Diese seine Grundbeziehung zur Welt wird er auch mit seinem Charakter widerspiegeln, und den Menschen wird er als verschlossen, missbehaglich, ärgerlich, egoistisch oder sogar aggressiv erscheinen. Derjenige andernteils, der unter sem Einfluss von Liziferkräften steht, wird sich vorerst vor sich selbst sehr schön und gut vorkommen. Während der Erste glaubt, dass er muss seinen Teil der Welt mit Gewalt entnehmen, dieser wird sicher annehmen, dass die Welt ist ihm schon seiner Schönheit und Güte halber Bewunderung schuldig. Alles und alle müssen sich dann in dieses "harmonische" Weltbild fügen, und wenn sie das nicht tun und deshalb "problematisch" sind, er wird sie lieber ignorieren und aus seinem Bewusstsein völlig auslöschen. Er wird stets sich auf alle Seite lächeln und alles wird für immer "schön" bleiben.
Insofern eine kurze Schilderung des Einflusses von diesen Kraften auf den Einzelnen. Danach werden wir keine Schwierigkeit mehr haben bei einigen spezifischen Gesellschaftsformen kräftige Einwirkung von dem einen oder anderen Prinzip zu erkennen. Beispielsweise Hard rock und Rechtsextremismus auf einer seite und New Age psychotherapie oder auch moderne mainstream Pädagogik auf der andere. Könnten wir jedoch nicht noch allgemeinere Ausdrücke ihrer Auswirkung auf di ganze Gesellschaft finden? Wo sind sie zu suchen? Sder Antwortspendende Schlüssel ist der Frage selbst verborgen: Was ist die Gesellschaft? Das ist das, was Leute (natürlich Leute derselben Ära; deshalb ist auch die Gesellschaft etwas historisch bedingt und von der Entwickelungsstufe des menschlichen Geistes abhängig und auch die Gesellschaftsformen hängen davon ab und sind ipso facto mutabel) für gemeinsam und allgemein halten. Und wie wir uns vorstellen in unserer Zeit die Gesellschaftsordnung? Dazu uns dienen verschieden politische Theorien, und es gibt es zwei von ihnen,die sich wesentlich durchgesetzt haben, und die Beide könnten wir (mindestens in meiner Tschechschen Heimat) in den letzten Jahrzenten erleben, was gibt uns die einmalige Chance sie zu vergelichen (und der Mehrzahl von Wessis ist sie definitiv entgangen).
Was wir hier vor zwanzig und mehr Jahren hatten, nannte sich offiziell Sozialismus, aber niemand nannte es anders als Kommunismus, und das war natürlich nicht von sich selbst. Das Wort hat nämlich gut die natürliche Tendenz jenes Regimes erfassen, in welchem Kommunismus wurde als der letzte erwünschte Ziel präsentiert, den die Gesellschaft erreichen sollte. So ein ethisches Ideal muss sich selbstverständlich auch in dem praktischen Leben der Gesellschaft irgendwie verkörpern und bemerkbar machen. Wie, was sind die Voraussetzungen dafür? An der ersten Stelle "historischer Optimismus": Die ideale Gesellschaft kann man bauen, sogar die Evolution strebt dazu von selbst (vielleicht müssen wir uns also darum nicht zu sehr bemühen?); alle Leute sind im Grunde gut (wenn wir mit den Bösen schluss machen); falls jemand noch unehrliche und "gesellschaftsfeindliche" Taten begibt, es ist nur unter dem Einfluss von der Umwelt und Erziehung und alles Mögliches; und wenn wir uns vereinigen, und niemand mehr unsere Absichten durchkreuzt, werden wir völlig glückselig sein.Ist das nich ein anschauliches Bild einer Luziferwahn? Alles ist schön und gut und um nichts muss sich man zu sehr bemühen; die Evolution veranlasst das von sich selbst; nur wer ist mit uns nicht überein, der hat hier kein platz mehr, wir werden ihn nicht mehr verpflegen noch tolerieren!
Noch älter als der Kommunismus (obwohl dieser hier auch recht lang ist, mindestens seit 1848) ist die Theorie des Liberalismus. Adam Smith hat die Grundlagen dafür schon im achtzehntem Jahrhundert gelegen und seitdem hat sie sich mächtig verbreitet bis sie in manchen Ländern die mächtigste Gesellschaftsentwicklungsformierende Kraft geworden ist. Smiths Theorie setzt voraus, dass alle Leute sind mehr oder weniger Böse, und dass sie sich immer nur nach egoistischen Interessen richten; motivierend, sogar gesetzgebend für sie ist nur ihr Erwerb und die Institutionen der Gesellschaft folgen sie auch nach. Smith hat in einem seiner Bücher geschrieben: "Es ist nicht der Gefallen unseres Metzgers, unseres Brauer oder Bäcker, den wir verdanken, dass wir unseres Mittagsessen haben, sondern ihr Augenmerk auf eigenen Gewinn. Wir bauen nicht auf ihre Humanität, sondern auf ihren Egoismus, und wir betonen vor ihnen nicht unsere Bedürfnise sondern vorteile, die sich ihnen von uns ergeben." (Smith , A., 1910, nach Holman, R. ) Es scheint, dass obwohl Smith selbst hat schon die Gesellschaft so düster und schlecht angesehen, hat er im Sinne der Aufklärungsprinzipen trotzdem gehofft, dass diese angeborene menschliche Bösheit kann man durch Einrichtung von entschprechenden Institutionen, die das Wiedreinführen von Gleigewicht in die Gesellschaft gewährleisten würden, zum Vorteil der ganzen Gesellschaft nutzen (lapidär gesagt: "den Teufel in den Pflug einzuspannen"), und dass er sebst die gesamtgesellschafliche Perspektive nie völlig verloren hat. Die praktische Anwendung von seiner Theorien nimmt jedoch kein Rücksicht auf die Gesamtheit mehr. "Die unsichtbare Hand des Makts" wird fast wie eine Göotheit gefeiert. (Und es ist eine blinde Gottheit – schon die Römische Fortune war blind! Und es ist immer Kreuz mit blinden Gottheiten: wie soll man gewährleisten, dass sich so eine gewisse brave und vollkommene Fortune im Laufe der Zeit nicht in eine gleichfalls blinde und allverschlingende Kraft des Riesen Polypheme verwandelt!). Wenn es also gibt etwas, eine Gesellscheftsströmung, die wir ahrimanisch nennen können, es wird sicher gerade diese sein.
Unsere Gesellschaft geniesst jetzt Freiheit und das ist ein riesige Vorteil. Nebst anderem das auch garatiert das, dass kein von beiden Strömungen dauerhaft überhand nehmen kann. Und sogar eine rasend liberale Gesellschaft kann Einzelne nicht daran verhindern, dass sie sich nach dem Gesetz des maximalen Gewinns nicht verhalten wollen (sei es zu eigenem Nachteil und für eine grosse Preis) und ihres Tun nach anderen Prinzipen richten. Wir können sonach schliessen, dass wieweit die Gesellschaft dem liberalistischen Wahn unterliegt und setzt voraus, dass der Mensch böse sei und es gälte ihn zu zügeln,und dass alle Leute eigensüchtig sind,soweit in ihr Ahriman herrscht, und wieweit sie setzt voraus, dass alles sich zu allgemeinem Vergnügen, und tunlichst ohne jede Andstrengung in ihr eingerichtet werden darf, dass man vielleicht nicht mehr zu arbeiten braucht und alles wird man für ihn einrichten (und das man kann natürlich vieles bedeuten: den Staat, Gottes Wille, die Partei oder sogar einen Führer), soweit wird sie von dem Luzifer beherrscht.
Was soll man tun angesichts dieser zwei Irrtümer, die das gesunde Wesen der Gesellschaft gefährden? Nicht vieles. Es genügt kaltes Kopf, und ein gemessener, bedachtsamer Blick zu erhalten an die Welt, die zwar ein schöne, von dem Menschen noch weiterentfaltete Werk Gottes ist, aber hat auch viele heikle Punkte: Warum will eigentlich niemand obdachlose Leute sehen, warum esistieren sie für Manche nicht? Furchtbar jawohl ist, wieviel Leute stürzen sich kopflos in jene oder die andere Ideologie, so dass man sogar ein Eindruck bekommen mag, dass sie Mehrzahl haben. Die Medien sind sicher daran auch schuldig, denn Leute heute eher ihnen glauben wollen, als jeder einer seinen eigenen Augen, die ihnen doch ganz gut sagen könnten, was real ist. Das ist auch seiner Arts Luziferwahn, wenn der Mensch sozusagen seine Sehmöglichkeit potenzieren will, er will sehen weiter, er will immer "dabei zu sein", alles genau und tadellos zu wissen. Willst du das, du Mensch? Die Medien bieten dir es. Der Preis ist nur, dass du eigene Augen gegen die Ihren austauschst. Dass es solche Leute gibt, die darauf eingehen, ist für die Gesellschaft ein Last. Wenn sie viele sind, die Gesellschaft daran erleidet.Und wenn wir erwägen, dass die Mehrheit wirklich gerade für die zwei grossen Parteien abstimmt, dis kann man gut mit dieser Prinzipen identifizieren, und dass das politische Leben ist sehr tief von dieser Doppelideologie beherrscht, wir haben einen Anlass mehr, warum sich um unsere Gesellschaft zu bangen. Vielleicht kann das Erkennen diserer unseren "Teufel" und ihrer Wirkung auf die Gesellschaft zu Ernüchterung und einem helleren Blick aud das Leben der Gesellschaft helfen.
geschr. auf Aschermittwoch 2010
deutsche Fassung in der Passionszeit 2018 gefertigt
Václav Ondráček