Woher ist das Übel?

12. leden 2021 | 13.32 |
blog › 
Woher ist das Übel?

Woher kommt das Übel in der Gesellschaft? Dazu sind so viele Antworten, wieviel gibt es Menschen auf der Erde. Und Manche (die Simpleren) wären auch ganz schnell damit fertig. Eines ist jedoch klar: es muss aus den Menschen kommen, weil die Gesellschaft besteht aus nichts Anderem, nur aus den Menschen. Sind also die Menschen böse?

Eben hier wird die Art der Antwort von der Natur des Befragten abhängen. Trauerkloße werden es sicher mit Lust bejahen. Aber bei den Meisten wird sich die Natur gegen solche Beurteilung sträuben – das entspricht doch nich unserer Erfährung, die meisten Leute sind doch nett. Wir wissen natürlich, dass jemand seine Fehler hat – wir wissen es bei uns selbst und ahnen sehr gut bei den Anderen auch. Die aber in gewönhlichem Alltag merket man nicht, weil bei oberflächlichem Umgang tauchen sie nicht auf. Sei es aber so, wir müssen feststellen, dass es in jedem Einzelnen mehr, sogar viel mehr Gutes als Böses birgt, denn sonst könnte das "Gute" nie das "Böse" zudecken.

Das aber hat uns nicht eine Fingerbreit weiter gebracht. Wenn es so ist, also wenn in dem Einzelnmenschen so viel "Gutes" beinhaltet wird, dass das Böse praktisch nie, oder sehr selten zum Wort kommt, es sollten entsprechende Verhältnisse auch in der Gesellschaft gelten, denn diese ist – wie wir schon feststellen haben – nur eine Summe der Einzelnen. Warum sehen wir denn in der Gesellschaft überall so viel Schwachheit, oder sogar direktes, absichtliches Übel?1

Wir fühlen uns bei dieser Frage etwa wie bei den geometrischen Paradoxen: die Teilen sind klar und- vermeintlich - richtig zusammengestellt, jedoch das Gesamtbild stimmt nicht. Wir müssen also einen Denkfehler begangen haben. Um uns die Mühe zu ersparen, wenn wir den ganzen Prozess revidieren müssten, entlarve ich ihn gleich. Der Prozess der Bildung der Gesellschaft, also auch ihre Struktur ist viel mehr kompliziert, als bloße Addition. Wir müssen sie genauer Beobachtung unterziehen. Also:

In einem unmittelbaren, eye-to-eye Kontakt vermögen wir normalweise das Üble, was sich veilleicht in dem Menschen irgendwo birgt, in uns selbst (weil wir unsere böse Motiven unterdrücken) wie auch in dem Anderen – zu beherrschen und zu vermeiden. Wir benehmen uns mindestens bedachtsam und taktvoll, weil wir uns mit unserem Partner nicht gleich in die Haaren kriegen wollen.

Das ist der Minimalstandard, der auch für problematische Beziehungen gilt. Bei den Problemlosen pflegen wir oft sehr weiter gehen und ziemlich oft vermögen wir auch beträchtlichen Altruismus entfalten.

Wie sieht es in Mehrpersonenkontakten aus?

Es ist möglich solche Hochstandarden auch in Mehrpersonenkontakt zu beibehalten – und wenn sie auch hier beibehalten werden, gibt es der Gruppe, wo es so geschieht, einen besonderen Charakter: den Charakter der Kommunität, der Gemeinschaft; in den Gemeinschaften sind alle gleich und es gibt keine formale Autoritäten; es kann sich einige Regel geben (wie bei Möchengruppen), aber auch ihre Befolgung ist in dem Hand von jedem einzelnen Mitglied. Die meisten solchen Kommunitäten (Vielen entstehen auch ad hoc) haben auch keine Regel und das Verhalten des Einzelnen gegenüber den Anderen muss sich durch gleiche Ansehung und gleiche Rücksichten richten, wie bei Einzelnpersonkontakt. Also in einer Kommunität es sind immer die Menschen, die so und so handeln, die einzeln oder gemeinsam etwas beginnen.

Es ist eine höchstinteressante Frage, wie weit, zu welchem Maßstab kann man die Grenzen von so einer Gruppe, von einer Kommunität ausdehnen. Sicher hören sie bei gewissem Zahl auf zu funktionieren. Die Grenze für eine Kommunität, die sie nie überschreiten kann, und wo sie sich mit Sicherheit auflösen wird, stellt die Masse fest.

Wir müssen jedoch nocht so weit bis zu der Masse gehen - die sich in moderner strukturierter Gesellschaft nicht sehr oft, vielmehr nur ausnahmweise bildet. Es ist auch etwas kleineres, das sich dem Prinzip und der Maxime der Gemeinschaft gegenüberstellt , und vielleicht widersetzt, und das ist ein Kollektiv2.

Ein Kollektiv hat immer Regel, denn es ist nicht aus Vorliebe der Beteiligten entstanden, sondern zu gewissem Zweck. An einem Kollektiv beteiligen sich Menschen, die sich sonst vielleicht nicht treffen würden und ihre Beziehungen werden immer auch von etwas Anderem und Nichtpersönlichem bestimmt. Auch in einem Kollektiv sich viel von der Kommunikation im wechselhaften zweiseitigen Kontakten abspielt und bei diesen kann man immer wenigstens den "Minimalstandard" beibehalten. Aber in solchen Gruppen gibt es auch Kontakten von vielen anderen Arten: von oben nach unten und von unten nach oben (Kollektive sind manchmal hierarchisch strukturiert.), von einem Einzelnen zu einer (sub)Gruppe oder zu der Gesamtheit und

umgekehrt; von der Mehrheit zu der Minderheit und vice versa. Und gerade die Letztgennanten sind von grösstem Gefahr, dass sich bei ihnen etwas einschleicht, dass etwas unterläuft der persönlichen Kontrolle und Unterschlupf findet in der kollektivem Meinung ob es aus jemandes persönlichen Unbewussten oder auch anderswoher sei gekommen. Und es kann auch passieren, dass etwas solches, Impersonales überhand nimmt und viele andere gute Meinungen unterdrückt. Es wird auch nicht selten gern gesehen und sogar gepriesen, häufig als ein "Geist". Ich erinnere mich auf einem Film, wo wurde so ein "Geist der Polizei" parodiert. Aber von ein "Geist der Kirche" oder "Geist des Unternehmens" oder sogar "Geist der Wissenschaft" hören wir ziemlich oft. Man dann nur erstaunt, woher ist etwas solches aufgetaucht. Wir meinen gewöhnlich, dass es etwas von weitem und etwas fremdartiges sei, aber das muss nicht immer wahr sein: Auch personelle Dämonen, die aus der Kontrolle des Ichs freigelassen werden, können sich verknüpfen – und manche von ihnen (den Dämonen) sind gar nicht original, weil viele Laster haben die Leute gemeinsam – Furcht, Habsucht usw.

So kann also dazu gelangen, dass die Handlungen in allgemeinem oder generellem Maßstab entsprechen nicht den, die die an ihnen beteiligten Personen als Individuellen unternehmen würden.

Ein praktischer Rat dagegen ist hier schwer zu finden. Solchen Dynamismus hatte die Gesellschaft immer jeweils, und es wird sich sicher nicht übernacht wechseln. Vielleicht sollte man dem, dass sich dem normalen menschlichen Nachempfidemn entzieht, nicht so schnell vertrauen und auf manche unvermutet aufgetauchte Lösungen zu schwören. Und auch allmählich je möglich je mehr Kontaktte, auch in Rahmen eines Kollektivs, auf personale Basis umzuwenden und neuzugründen. Und indem es man tut, werden allmählich auch sehr formale Kollektiven zu echten Gemeinschaften werden, wo man sich wirklich vertrauen kann.

1Die Formen des Böses habe ich ziemlich ausführlich in dem Aufsatz http://andresius.pise.cz/627-noch-einmal-ber-gut-und-bse.html behandelt.

2Vielleicht dank den – bitteren – Erinnurengen an die Zeiten vor der Wende habe ich dieses Wort gewählt. Aber es können dafür auch ander eAusdrücken verwendet werden, wie Sippe, Stamm, Clan, Partei, Horde, Mannschaft u ä.

Zpět na hlavní stranu blogu

Komentáře

 zatím nebyl vložen žádný komentář