Im Gegenwart scheint der Problem des Trinitäts theologisch geschlossen zu sein. Fest verankert und sankzioniert durch kräftige Worte allen Kirchensynoden des ersten Jahrtausends christlicher Kirche hat die gemeinkirchliche Trinitätslehre alle Spaltungen, auch die große Spaltung durch die Reformation, ohne jeder Wandlung oder Ritze überlebt. Auch das kann man als beweis für eine Endgültigeit des Dogmas und Geschlossenheit der Theme akzeptieren.
Es gibt auch weitere Argumente gegen Wiederöffnung des Trinitätsthemas; ein davon kann klingen: "Wer interessiert sich heute darüber?" Naja, die Kirchen haben alle Hände voll zu tun mit Verteidugung eigener Existenz gegenüber der säkulariziertren Umwelt, wo die Leute sind bereitwillig so etwa 0,1 Gott zu akzeptieren, und haben ein Problem damit, überhaupt die Existenz und Nützlichkeit jeder transcendentalen Lebens- und Daseinsdimension zu demonstrieren. Was für frechhafte Wagemüt und Unvernunft ist jetzt dem modernen rationalistischem Geist den Gott im Gestalt von einen dreiköpfigen Kalbes zu presentieren. Summe von aller Strebungen idealistischer Philosophen letzter zwei Jahrhundert war auf den einzigen Fluchtpunkt der ganzen Welt, auf den absoluten Prinzip aufzuweisen, worin das Sein des Kosmos sich vereinige. Nur solchen entleerten und distillierren Gott, der intellektuell vielleicht annehmbar, wenn nicht auch verwiesenbar und begründbar ist, ist der moderne Geist fertig zu tolerieren. Der Verstand sucht am besten einen Gott, die empirische Wissenschaft keinen. Was für einen Sinn kann jetz in Wiederöffnung des Trinitätsthemas bestehen, wenn auch ein enzig Gott is für manchem Geist zuviel?
Es ist nicht leicht an diese Fragen ein passendes Antwort geben. Ich kann diesbezüglich ugefähr soviel sagen: Erstens: Wir befassen uns nicht nur damit, das die Leute immer hören wollen - denn wir würden uns dann nicht unterscheiden von jenen intelektuellen Marktleuten, die immer die "Richtung" richtig befassen magen und immer nur das bieten, was die Zeit und die Mode verlangen. Was wir für wichtig halten, betreiben wir nur und eben deshalb, weil wir es so halten. Weiter können wir feststellen, dass solche Gleichgültigkeit ist uns bisweilig verstehbar. Wir haben schon bemerkt, dass unsere Ära sich unter grossem Einfluss von Verstand befindet; der Menschenverstand hat in den letzten Jahrhunderten riesige Entfaltung erwiesen und er ist das, was die Menschenvolk vorwärts führt. Und der Verstand immer nach Einheit und Einfachheit treibt, er versucht immer alles nach einem einzelnem Prinzip hinleiten, davon erklären oder danach reduzieren. Aber trotz diesem riesigem Raum, der sich der Verstand in Leben der Menschen erkämpft hat, ist er nicht die einzige Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit. Wir haben auch andere, für das Leben nimmmersowenig wichtige Elemente. Eine davon ist der Sinn für Wechsel und Rhytmus. Wenn wir rationell über einem ihm unterliegenden Prinzip sprechen möchten, dann würden wir möglichweise die Prinzipen von dem Kosmischen Tanz oder Feuer nennen. Ein solches Prinzip an sich leugnet die Einheit nicht; es spiegelt eher die Tatsache wider, dass in dem Kosmos wie auch in dem Menschenleben sich eine Fülle von Alternativen verwirklicht. Die Fülle aber darf sich nicht, wegen des Kosmos und des Menschenlebens Begrenzheit und Eingeschränkheit, auf einmal und aktuell verwirklichen. Die Alternativen müssen desto wegen ihre Stellen rhytmisch und geordnet (kata tou Logou) eintreten. So erreichen die Zahl und der Rhytmus in Erwägungen der Menschen ihre Bedeutung. Wir finden diese Tatsache so wichtig, dass wir uns wagen auch die Gottheit selbst - in ihrer Verhältnis zu der Menschenwelt - durch sie zu fassen.
Schon seit dem letzten Jahrhundert sind wir im Bereich der Theologie mit zahlreichen provokativen Thesen und Theorien überschüttet, die die traditionelle Christen echt empören. Die letzten zwei hundert Jahre haben schon mehrere Wogen des Modernismus gesehen und es scheint, daß ihr Zustrom ertrocknet nicht. In solcher Lage ist auch die provokativste Theorie beinahe unfähig bei so eingestimmten Theologen großes Anstoß zu erregen. Solches würde eher durch Nichtachten und Wegsetzen den Regel des Universitätswissenschaftspieles erweckt. Ich weiß denn, daß ich kann verhältnismäßig warme Annahme von allen Modernisten, allen Liberalen, Feministen usw. erwarten. Bei allem Respekt möchte ich aber sagen, daß dieses Text an solchen Leser nicht vorbestimmt ist. Ich will nämlich nicht an einem leidlichen intellektuellen Begriffspiele mit Vorstellungswelten teilnehmen, die bald konstruiert werden, bald aber wieder zerschmettert, wenn ein mehr interessante Impuls oder ganze intellektuelle Mode irgendwoher anders kommt.
Das Bild, den ich hier zeichnen will, möchte zwar jemandem als ein ähnliches bloßes Spielerzeugnis scheinen, im Grunde es ist aber ernst und tiefer gemeint, und zwar als etwas, dadurch wir unsere Erwägen über die Gottheit und unsere Beziehen zur Gottheit (um)bilden können, ja auch unseres Leben können wir so erfassen - als ein Schatten und Abglanz der Gottheit in dieser Welt. Es bemüht sich also eine Informierung im originellem Sinne zu sein. Und solche Informierung geschieht, wie immer, durch Symbole. Ein Symbolon dann meint in der altkirlichen Tradition das, was wir heute ein Glaubenbekenntnis nennen. Es geht also hier nicht darum, daß wir zwar interessante, aber chimerische Vorstellungswelten schöpfen, sondern daß wir unserem Denken eine Form geben, die genügend tragende sein wird, daß uns in den Stand setzen könne, durch sie unseres Dasein, unseres Leben zu erfassen.
Nicht im entfentesten war mein Ziel bei dieser oder jener Kategorie der Leser sich einschmeicheln, oder für dieser oder jener Interesse eintreten. Das würde ein Zeichen einer verkehrten Beziehung zu der geistigen Welt sein. Die Welt des Geistes ist das, wozu wir unsere Leben in aller Demut fragend beziehen müssen und wodurch als durch einer himmlischen (absolut individuellen) Keim wir erformt werden. Es würde sehr wahnwitzig zu vermuten, daß wir den Geistenwelt aufgrund unserer Interesse gestalten könnten.
Alle unsere Taten haben bestimmt auch eine geistliche Dimension und wir werden über sie Rechenschaft ablegen müssen. Aber gleichwie wir mit aller unseren Kunst (zum Glück) nicht die orogenetische Bewegungen der Erde zu beeinflußen können, wir sind auch nich fähig durch unsere Gesinnung "die Himmelsphäre umdrehen". Diese sich wenden unabhängig von unserem Bemühen und nur selten kann ein Einzelwesen, wie zum Beispiel Gandhi (oder Hitler), zu ihre irdische Willenäußerung werden. Soviel als Warnung für jene, die wohl ganz bereit sind manches Neues anzunehmen, aber streben danach eher aus einem geistigem Dieberei, Senzationsgier oderUnstetigkeitsgefühl - solche Tendenzen will ich bei niemandem fördern, denn sie führen zu nichts.
Ganz anders möchte ich mich an die wenden, die die Tradition der Kirche ehren und schätzen sie als wichtige Quelle unserer Kentniss von der greifbare wie auch übersinnliche Welt, vornehmlich aber als in Generationsschritten pulsierende Matriz unseres Lebens, der wir unbewußt untergeworfen sind. Es ist wahrlich ein großes Problem unserer Zeit, daß wir die Traditionen lebendig halten können, damit die Wahrnehmung von Grundtatsachen und Konstitutiven Bildern - Symbolen, die die Tradition formen und gründen, nicht aufhöre, und damit diese Symbole weiter sprechen können zum Geiste der Meschen. Die Frage ist nicht nur, daß sie interpretierbar bleiben -der Verstand findet ja immer und für alles endlich eine Erörterung; und daß solche Erörterung nicht immer richtig sei, braucht uns nicht belästigen, soweit wir nicht proklamieren, daß wir wissen, engültig und genau, was richtig sei. Vielmehr aber geht es hier darum, daß für uns die Symbole auch nicht empfindlich greifbar zu sein aufhören, daß sie nie aufhören uns zu faszinieren und zu interessieren.
Darum möchte ich jetzt alle diejenige bitten, die in den folgenden Zeilen ein Angriff auf die Tradition finden werden, weil diese nicht letztgültig mit der kirchliche dogmatik übereinstimmen, sie als ein poetisches Symbol wahrzunehmen, als etwas, was uns beispielweise ein Traum zeigt. In einem Traum kann ein und diesselbe Gegenstand zugeich einst Grab und gleichzeitig Haus, dieselbe Person Platzeinweiserin und Heilige Johanna sein. Hierbei aber ist der Traum nicht ein bloßes Schein. Der Traum bringt und versteckt uns verhüllt und unklar einen gewißen Inhalt. Nur ist seine Sprache eine andere und manchmal das Interpretation zwischen der Sprache des Traumes und des Wachzustandes nötig ist. Es gibt auch Leute, die sich hartnäckig weigern ihren Träumen zu glauben nur darum, weil sie auf die Rede des Traumes nicht eingehen. Sie verlangen, dass der Traum ihnen seine Botschaft presentiere "klar und deutlich". Dieses aber ein Traum, außer seltenen Ausnahmen, nicht fähig ist.
Die Dogmatik wurde durch tausendjahrige streitgetümmel dazu gezwungen, ihre Auskünfte klar formulieren. Und es gereich der Kirchentradition zu Ehre, daß sie sich nie vom Paradoxität ihrer Behauptungen ableiten ließ. Wenn wir nämlich unsere Intuition zu klaren Begriffe bringen wollen, oft ist die einzige Lösung ein Paradoxausspruch zu machen. Auch ich habe hier, mit enschuldigung gegen jenen, die dazu nicht gewöhnt sind, traumhafte und vielleicht ein bischen dunkle Ausdrücke gewählt.
Du Gott unaussprechlicher Klarheit, Licht auf der Höhe, selbst unsichtbar, doch Grund aller Sichtbarkeit, ungreifbar, doch Grund aller Greifbarkeit, sei gelobt, Herr!
Dunkler Gott, verborgener Gott; unerkenntlich, doch Grund aller Erkenntlichkeit; unermeßlich, doch Grund allen Grenzen und aller Ordnung, sei gelobt, Herr!
Unwandelbarer Gott, doch Art und Ursprung alles Lebens und aller Wandlung, du Feuer unerlöschend und unerlöschbar, sei gelobt, Herr!
O du unbegreiflicher und unverweilender Gott, trotzdem Grund des Verständnisses und der rechte Ort und Stand des Menschens, du Weltrad, Harmonie des Universums, sei gelobt, Herr!
O Gott hier und nun, O Gott immer und überall, O Gott nie und nirgendwo - SEI GELOBT; HERR!
Worin liegt der Ursprung der Welt? Was ist das Primäres und Urzuständliches und - nach der alten griechischen Tradition auch - das waltende - VARCH? ? Das ist die ursprüngliche Frage, aus welcher sich sie griechische Philosophie entwickelte. Wir haben weder Lust noch Kraft hier jenes faszinierende Entwicklung zu folgen, von ihren Ansätzen (bei denen schon ein wundersames Wort dass "der Ursprung wäre Unbegrenzheit des Seins" - VARCH VESTIN TWN VONTWN VAPEIRON erklang) bis zu den entwickelten Systemen. Eher lassen wir unsere Frage im Sinne unserer Befragung, die immer nach größere Subjektivität strebt, um eine andere Frage zu ergänzen, und nämlich: "Was ist der Ursprung meines Wesens, was ist für einen Subjektivität suchenden Menschen die Grundlage für seine weitere Entwicklung als Persönlichkeit? Was ist das, was ein Mensch, als er in die Welt kommt, schon vorhanden findet, als ob er nur in seine Eigenschaft käme, als ob er nur sich ein verlassener Handschuh oder Kleid anziehe, was ihn aber trotzdem einzigartig förmt und wem er ohne zu wollen sich unterwerfen muß, wenn er Mensch sein will?"
Wenn die Frage so gestellt wird, die Antwort wird wahrscheinlich etwa wie "die Weltordnung",lauten mit ihrem System von Tier- und Pflanz- und Mineralgattungen; oder die Naturgesetze und der Genetische Kode; aber auch die Geschichte und Gedenken der Menschheit, die Rasse, Kultur und Sprache. Das alles findet der Mensch schon vorhanden und nimmt es ganz naturgemäß wie etwas Eigenes an. Können wir das alles irgendwie in Einheit fassen und mit einem Wort nennen? Wir mögen vielleicht dieser Komplex auch mit "der Welt" identifizieren, aber das führt uns nirgendhin, weil dann wir werden genau wie die Vorsokratiker wieder fragen müssen, was die Ursprung (bei Aristoteles die Ursache) der Welt sei. Aber gleichzeitig dûrfen wir nicht diese Gesamtheit der Vorbedingungen als etwas von der Welt unabhängig auffassen. Das berauschende Spektrum und Pleroma des Tier- und Pflanzreiches ist nicht von Gott hinabgestiegen, wie noch Linne vermutet hatte, der Zustand des Kosmos ist nicht eine rein mechanische Folgerung seiner Urkonfiguration, wie hatte noch der Kant in seinen frühen Werken geurteilt. In den letzten zwei Jahrhunderten ist die Menschheit, dank der Erkennung der Tatsache der Evolution, bewust geworden, daß schon die Menschlichkeitsbedingungen können nicht unabhängig von der Welt sein. Sollen wir also die Ursprung des Menschen in der Welt oder außerhalb sie suchen? Kommt der Mensch "von jenseits" und ist er in der Welt nur in irgendeinem unfreiwilligen und letzlich auch sinnlosen Gefängnis? Oder ist der Mensch nur ein nackter Affe, dem ein paar Kniffe zu lernen, die seine Überlebensfähigkeit erhöhen, gelungen ist?
Ähnlich wie vorher, stehen wir nun vor einem Dilemma, weil wenn wir uns einem der beiden Bahnen zulassen, die Argumente von der anderen kehren uns immer zurück. In solchem Zustande müßten wir dann über die Ursprung sagen, daß sie geistig-physisch, ideal-materiell oder so was solches sei.
Versuchen wir aber mal gerade diese Zweideutigkeit- und Notlage, worin wir uns befinden, wenn immer wir irgendeinen Einheitswurzel des Menschensdaseins zu denken bemühen, zu einem Thema unserer Erwägungen zu machen. Wenn wir danach denken, sehen wir, daß die Ursprung alles auf der Welt, genauer alles Lebendiges, aus Zweiem vorgeht, nämlich aus zwei Eltern. Aber diese Paarigkeit und Zweiwurzelheit ist nicht immer offenkundig, zuletzt auch bei den Menschen: Mater semper certa, pater semper incertus verkündigt der lateinische Rechtsprinzip. Es wäre so, daß eine von der Seinswurzeln ersichtlich und greifbar scheint, eine solche, wovon sich man leicht überzeugen kann, die andere aber eine nur in Verborgenheit wirkende, desto aber mehr bedeutsame.
Unseres Zaudern sich also wirklich davon ergibt, dass wir wissen nicht, "welches Geistes wir sind", als ob ein kleines Kind befragt würde: "Bist du des Vati oder der Mutti?"
In eine ähnliche Beklemmung ist einmal schon Aristoteles bei Untersuchung der Ursache des Kosmos geraten. Hilflos bestimmte er zu jedem Dinge eine viererlei Ursache, die für ihm ansehen werden kann. Und zwei von diesen Ursachen werden uns meist interessieren, nämlich die Form- und Materiellursachen, anders Gestalt und Stoff. Die Suche nach idealen Körpergestalten hat ihren festen Sitz in der Geschichte des griechischen philosophischen Denkens schon von Pythagoras und Platon aus. Und diese und andere Philosophen haben auch gezeigt, dass die Welt der Formen und Gestalten für eine ursprüngliche und ursprünglich waltende (ARCHE) und letztlich für die Bedingung des Daseins gehaltet werden kann, und wie das möglich ist. Und weil diese besondere Welt den Sinnen nicht offenkundig ist, Leben in ihr zu führen verlangt von dem Menschen eine spezifische Disziplin, bioV filosofikoV oder JeoretikoV, die auch sehr anspruchsvoll kann sein, Askese und Verneinung von dem Leiblichen und Materiellen erfordend. Es ist damit so etwa, wie wenn man Licht in einen schwer zugänglichen Ort einführen wolle; dann ist viel Arbeit dazu nötig: viele Barrieren müssen entfernt werden, Schachten durchgestochen, Fenster durchgebrochen oder zumindest geputzt und von den Ablagerungen befreit werden, um dem Lichte oder der Erkenntnis die Bahn zu öffnen. Und ähnlich anspruchsvoll ist auch die Jüdische Tora, die nicht in der Bemühung nach Erkenntnis, sondern in der Lebensanpassung an eine vorbestimmte Regel, an das Gesetz, das ist die Ausdruck des Willens des Höchstes, besteht.
Wen wir jetzt auf ein Moment auf die zweite Menschensschicksalsbestimmung, die durch Leib und Materie sich ausprägt, vergessen, können wir vielleicht einen grössen Teil von dem am Anfang angeführten Spektrum als Ausdrücke einer Form oder eines gestaltenden Willens bezeichnen. Wir werden in dieser Überzeugung dadurch weiter bestätigt, dass de facto diese ganze Struktur, also alle Gestalten, Formen und ihre Beziehungen zueinander, könnte gut auch ohne jeder Abhängigkeit nach Welt und Materie existieren. Und sie existiert auch so, mindestens in unserem Verstand.
Durch Beobachtung oder Kontemplation von gerade diesem Faden der allgemeinen Menschensdürftigkeit wird uns eine Gottesgestalt gezeigt: die Himmelsgottschaft; der Wille, daraus Formen werden; und das Licht, dadurch sind sie geoffenbart. Der grosse Tag, Gott der Schöpfer, in Anbeginn alles geformtes Wesen strahlend als der Formierungs- und Lichterscheinungsprinzip. Und wenn wir so wollen, wir können ihn aufgrund der Symbolik der zweierlei Herkunft, keusch und allegorisch Vater nennen.
O Herr des Morgenlichtes, unersichtlich und fernstehend, o Gott des gestaltenden Urlichtes, komm und erzeige sich unseren Augen, uns, die verzweifelt in Unsicherheit wandern. Verleih uns Form und Licht: dass wir den Prinzip unseres Wandels kennen, dass wir unsere Wege von deinem Angesicht regeln können; dass wir nicht von der Finsternis erschrecken, sondern sie mit deinem Licht bewältigen vermögen. Dein Licht wird uns reinigen und wir werden in dich unsere Gestalt finden, aus deinem Hand werden wir unseree Berufung nehmen, von deinem Wille unserer Auftrag. Lass uns nicht untergehen und in der Materie uns aflösen, sondern erzeige uns deinen Angesicht, uns Zweifelnden, erleuchte deinen Antlitz über allen Fehlgehenden. Lass uns das Bild des Menschheit in uns entdecken - dein Bild, denn so hast du es gewollt, o du Allerhöchste, du Herr, du Herrschende, du Vater des Menschengeschlechtes, Vater der Welt und allen in ihr wohnenden Wesen, du unsichtbarer Anfang und Schöpfer des Sichtbares. Dir sei Preis und Ruhm und Dank, immer wennnoch die Welt besteht. - Amen!
Wir tragen noch in Erinnerung die Erschütterung davon. wie wir unsere Empfindung gewaltig spalten mußten, damit wir das Prinzip demostrieren konnten, der von zahlreichen Traditionen und Religionen als Grund (manchmal der einzige Grund) der Gottheit angesehen wird.
Dieses Prinzip hat nämlich einen starken Gegenpol, der in dem Bestehen und Leben der Welt nicht weniger kräftig zum Ausdruck kommt und dessen Grundlage ist gerade Macht, das ist die Fähikeit zu verwirklichen, zustande zu bringen, fühlbar und in der Materie spürbar zu machen, was woanders ausgemessen und konzipiert wurde, aber auch das, was von niergendher stammt, was spontan, unwillkürlich geworden ist. Dieses Prinzip wird sehr stark von den natürlichen, primitiven Religionen wahrgenommen. Sein Weg in grosse, geordnete Religionen war mehr kompliziert. Generell kann man sagen, dass es taucht in ihnen dann auf, wann die schon etablierte Religion, oder etabliertes Schulsystem von der realen Welt zu weit entfernt zu sein beginnt und nicht mehr in sie konsekwent durchführbar. Dann stoßt der Wille des Zeus auf die anagkh, in dem hellenistischen Judentum taucht Chochma - die Weisheit auf, und letzlich die Schechina, die stellt sich praktisch dem Jahwe gleich, aber das Menschengeschlecht und seine Wege viel besser kennt und mit Israel die Verbannung teilt, und im Christentum erscheint - Marie. Zuerst als die Theotokos, Gottesmutter, und später - vielleicht dank dem Zusammenfließen mit hellenistich-jüdischen Vorstellungen - als Hagia Sofia.
Jetzt ist schon viel klarer, worüber wir hier eigentlich sprechen. Es ist die Grosse Mutter, die Uralte Gottheit, die manche mit dem Erdenplanet selbst gleichsetzen. Das ist zwar eine attraktive Auslegungsmöglichkeit, aber bisher hat niemand seriös alle Folgerungen durchgedacht, zu welchen solche Theologie der Magna Mater oder der Materie (also materialistische Theologie) führen würde. Bleiben wir also in dieser Frage zurückhaltend: Gleichwie wir das Urprinzip des ordnendes Willens mit der kosmischen Ordnung, die sich gerade von unsern Augen entfaltet, NICHT identifiziert haben, werden wir jetzt auch diesen anderen, nicht weniger ehrwürdigen und heiligen Prinzip keineswegs mit der Mutter Erde - sei es durch ein altertümlichen Kultus oder in der Gestalt von einer moderner ökologischer Religion - gleichsetzen.
Versuchen wir aber statt dessen noch weiter die Bilder lesen, die sich uns hier bieten an, und aus ihnen intuitiv hearauszulesen, was könnte für diesen Prinzip wesentlich sein. Eine Kennzeichnung bietet uns selbst per oppositionem an: Wenn der erste Prinzip irgendwie mit dem kosmischen System, dem SYNTAGMA PANTOTON, dem Allegmeinstem und dem ohne Ausnahme Geltendem verbunden ist, sehen wir in dem zweiten von unserer Prinzipien zum gegenteil Verwandschaft mit allem Privatem, Persönlichem, Verborgenem, Unbegreiflichem und Sonderbarem, mit dem Innerlichstem in jedem Wesen, mit dem, was gewährleistet, dass jedes Regel eine Ausnahme hat und jeder Vergleich hinkt. Wie etwa dieses Zweite, was wir hier zu begreifen sich bemühen, zwar immer und überall wäre, aber zugleich auch jeweils und überall andere - unmerkbare, zweifelhafte und un Zweifel stellende; etwas, das dem Einzelnem entgegengeht (oder vielleicht sogar die Individualität begründet), aber zugleich ihn immer untergrabt, in Frage und bloß stellt. Aristoteles sagt, daß Materie der Prinzip der Individuatuion sei. Und diese These wird von Anfang der Neuzeit enthusiastisch bejaht: Es ist nicht mehr ein Geist, oder himmlischer Funke, nichts so mystisch erhaben, was in dem Menschen (und ich tue zu - in jedem Wesen) seine Einizigartigkeit und Einzigertigkeitsbewusstsein hervorruft, sondern gerade seine Materialisation, seines In-Materie-Werden. Der einzelne Mensch und auch alle Natur sind dann sehr gut erklärlich und grundsätzlich errechenbar, weil wir schon kennen das, was ihre Wesen konstituiert - das sind die entsprechende raumzeitliche Koordinaten. Daraus kann sicher einem übel werden. Vor uns ist aber jetzt einer neuer Weg zu einem neuen Verständnis der Materie eröffnet, indem sie nicht als ein raumzeitlicher Plan, sondern als ein ewiges Prinzip von individualer Unbestimmtheit verstanden wird.
O Mutter des Weltalls, du missachtete und vergessene, und trotzdem mächtige Göttin. Nimm an meine Tränen, meine Untauglichkeit und Ausgeliefertsein, meine Sterblichkeit. Wer sollte sonst sie annehmen, ausser dich, die seit jeweils alles von den Menschenkindern an hinimmst, die alles überstehts. Nimm auch meine Resignation, die Vorstufe des Abstiegs ins Todesstaub an. Dein Schoß is aufgemacht für alles, was geht hinein, und aus deinem Schoss alles wieder aufgeht. Du empfingst die Toten und zeugst die Lebendigen, du nimmst die Torheit der Menschen und erzeugst Kraft. Laß mich in die bittere Süssigkeit deines Schatenns hineingehen, laß mich deine Speise schmecken, laß mich deine Trauer und deine Erhebung miterleben. Bewahr mich, dass ich nie von deinem Brust abfalle, dass ich nie meine Mutter demütige. Du warst bei mir in meiner Geburtsstunde, sei bei mir auch in die Stunde meines Todes. Weihe mich in den Tod ein, dass ich würdig sei des Lebens, o Mutter, Herrin und Herrscherin, o du Schleierhaft, o Freundin, Hüterin und Ernährerin, sei mir geneigt, sei gûnstig allem Menschengeschlecht.
Bei Aristoteles entsteht ein Ding durch Zusammenfügung von Materie und Form. Durch Auseinandersetzung von den gestaltenden und gestalteten Prinzipien ensteht das, was wir als Welt pflegen nennen. Die Welt ist aber keine bloße Geräumigkeit und Aufkommen des Materiellen. Welt ist eine Struktur, die für uns lesbar wird, in der wir sich orientieren können (orientieren = nach Ost sich kehren), weil sie ihre Himmelsrichtungen hat, die wir erfahren und in Einsicht nehmen können. Und gerade durch das Zusammenfügen von Erfahren und Einsehen erreichen wir die einzigartige Leistung unseres Lebens, die Erlebnis und Erfahrung des Sinnes. Wir hätten diesen Akt nicht vollbringen können, wenn die Vorbedingungen dazu nicht schon in dem Grunde und Wesen der Welt, der Kosmos, also eines schönen Kleinods und Schmuckes, liegen würden. Diese Vorausetzung wurde von den Griechen Logos genannt. Logos ist etwas, was nicht gegeben ist - keineswegs es kommt von der Materie her, und es ist auch nicht eine "bloße" Form, also ein gestaltender Urbild, aber es entsteht aus Auseinandersetzung dieser beiden Prinzipien. Es steigt nieder und spricht zu der Seele des Menschen. Und führwar nicht nur zu der Seele des Menschen, denn auch die Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar. Die Kreatur hat den Zugang zu dem Logos nach dem Maß ihres Bewusstseins. Und auf den Schultern des Menschen, als des höchstbewussten und nach den Bedingungen der Welt auch freien Wesens, liegt der größte Teil der Verantwortung für die Kommunikazion mit diesem Prinzip und die Aufgabe es in die Welt zu bringen und in die Welt zu verkörpern. Da stehen wir aber plötzlich von einer Frage, nämlich ob das Logos nicht nur von der Menschen abgeleitet sei, ob es nicht nur sein Vermögen, seine Ergiebigkeit oder Befähigung sei.
Es mögen gute Gründe für wie auch gegen diese These bestehen, aber ich antworte, dass es nicht so sei. Zu solcher Behauptung führt uns eher ein intuitives Gefühl als eine exakte Anschauung - es ist ein Postulat, nicht ein aus der Anschauung gezogene Schluss.
Allerdings Bestätigung durch Anschauung können wir nur in Rahmen des uns gleich zugänglichen Horizontes verlangen. (Die Einwand, dass durch Wechseln von Beobachtungsort wir mit dem Laufe der Zeit eine vollständige Überdeckung des gegebenen Bereiches erlangen können, gilt nicht: erstens darum, dass solche Abwechselung kann nie vollständig sein; sie hat ein infitesimales Charakter - das sieht man am besten an einem Horizont des Kleinen, an dem sich immer präzisierenden Blick - und zweitens darum, dass wir keine Garantie der Inertie der Welt haben, und dass durch verschiedene Anschauungsakte können wir zu verschidenen syntetischen Resultaten kommen - erstens des von jeher bekannen Fakt der Wechselhaftigkeit, also einer sicheren Unabhängigkeit der Welt halber, aber auch deswegen, dass das Horizont ist etwas, was mit unserem Anschauungsakt direkt zusamenhängt und kann davon nicht abgesondert werden.) Wenn wir aber über den Logos nachdenken, der auch außerhalb der Sphäre des für dem Menschen Erfassten wiksam ist, legen wir eine schwerwiegende Vorausetzung hervor über das gesamte Wesen des Weltalls: wir behaupten nämlich, daß es sich etwas gibt, was die Lücke zwischen unserer unbedingten und der für uns unerreichbaren Welt (das Jenseits, die Sphäre außerhalb des Lichkegels, das Unbewusste usw.) zu überbrücken vermag. Die Annahme lautet, daß in diesen Sphären sich die Welt in gewissem Masse gleich, "logisch" sozusagen verhält. Dann, zum Beispiel, statt das Jenseits mit verchiedensten Geschöpfen, Erzeugnissen und Mißgestalten, was häufig in der modernen sci-fi Literatur vorkommt, oder mit mannigfaltigen uns feindlichen Archonten, Dheven, Dämonen und Teufeln zu bevölkern, können wir da einsehen mithilfe der Mittel, die wir schon hier in dieser Welt zu Verfügung haben.
Aber noch in diesem Sinne dürfte man sagen, daß der Logos eine Schöpfung des Menschen sei, eine Art seines Exports in das Weltall. Und wieder bin ich nicht fähig zu beweisen, daß es nicht so sei, aber aus gewissen Andeutungen vermute ich, daß gerade der Gegensatz ist der Fall: Daß der Mensch ist wohl auf der Erde entstanden durch die Tätigkeit und in der Kraft des Logos, dass er von dem Logos gestaltet worden ist und zu ihm hingegeben. Denken wir nur daran, wie wichtig für kleine Kinder Informationenzufluß ist - die Möglichkeit Bilder zu sehen, Dinge zu tasten und fassen, und vornehmlich die Menschensprache zu hören. Drastische und tragische Vorfälle, die meisten aus dem Zeitalter der Aufklärung stammen, haben gezeigt, daß ein kleines Kind beraubt von aller Kommunikation, allen Informationen, hat keine Chanse zu überleben. (Die mythologische Erzählungen , wie die über Tarsan oder andere "Raubtierzöglinge", bspw. Romulus und Remus, sind atavistisch und weisen auf etwas anderes hin.) Bildlich könnte man sagen: Wir haben unseres Leib, unsere Gebeine von der Mutter (Erde oder Natur), unseres Lebensgestalt (Species vitae) kommt von dem Vater; durch den Logos bekommen wir die Möglichkeit und Kraft durchzuschauen und sehen, in dem Geist und für den Geist aufwachen, und dadurch den Vater und die Mutter zugleich zu verherrlichen.
Und wie anders sollten wir dieses mächtiges Prinzip nennen als den göttlichen Sohn, wirklich den Eingeborenen Sohn nach Philo - Menschengott oder Gottesmensch. Wir verfügen auch über einen vielsagenden Symbol von diesem Gottesprinzip, der galt viel, insbesonder im Altertum: Ich denke an die Sonne, die pflegte oft als Abkömmling des ursprünglichen Gottespaares zu gelten; die Sonne mit ihrer allgemein integrativen Funktion (sie beleuchtet und wärmt durchaus alles, was es auf die Erde gibt), die alles schaubar macht und dadurch Erkenntniss und die rechte Unterscheidung zwischen einzelne Dinge ermöglicht. Und wir mussten bis nach unserem Jahrhundert warten, damit wir erlernen, dass die riesige, unbezähmbare Kraft, woraus die Sonne teilt aus, ein Produkt von Nuklearsynthese sei, und dass sie eigentlich immerfort gezeugt wird. Der Logos heisst für Menschenleben die Sonne, die Sonne, ohne wessen Leben in Dunkelheit untergehen würde. - Von selbst untergehen, nicht durch ein äusserer Eingriff, sondern wie eine verdorrte Ast auf dem Evolutionsbaum. Der Logos ist das, was diese Evolution weiter ermöglicht, was "die Pforten des Totenreiches öffnet" und führt die Seelen der Menschen heraus und zu eine bevor ungeahnte Blüte vorbestimmt. Recht also darf ihn der Menschengeschlecht sein Erlöser nennen, der der Menscheit den Weg zu ihrer Weiterentwickelung eröffnet, und der selbst dieser Weg und sein Sinn ist, der der Menscheit den Schlüssel zu weiterer Verwandlung verleiht, und der auch etwas wie eine alchymische Signatur von dieser bedeutet, den neuen Adam, den wiederbelebenen Menschen der künftigen Zeit.
Du, von weitem kommende, erhaben und den Menschen lieb, uns wie ein Weg, und Besinnungsprinzip ausgegeben, der für die Welt und unseres Tun Sinngebende, komm und erleuchte unsere Taten, dass wir sehen, ob sie im Gott vollbracht worden sind.
Du, der das Verkrümmte richtest und das Bedrückte machts wieder gerade, der dem Menschen dem Gott Zeugnis zu geben ermöglichst, weil du selbst Zeugnis ihm ablegst vor den Mächten des Himmels, erbarm dich unser, und komm, sonst ohne dich werden wir vergehen.
Du ewige Zweig des Vaters, du Lob des Mutters, du Urewiger, aber immer neu, du der unseres Leben in ewige Dasein in Gottes Herrlichkeit verwandelst, erbarme dich unser und komm uns zu erlösen mit namenslose Hoffnung.
Du, der aus Zweies Eine machts, dieweil selbst Zweies bist, aber ungezweit, in dir zu uns Gottheit strömt und das neue Leben; verleihe deinen Diener die unergründliche Einheit, dass in ihnen kein Furcht von Finsterniss bleibe.
Du, der wie Sonne die Welt umringst, und in den Menschen Leben und Kraft erweckst, führ uns zu Hoheit des Menschenseins, wohin unsere Auge kann nicht schauen, weil in dir haben wir den Schlüssel, Zeichen und Substanz von unserer Verwandlung,die die Welt überdauert. - Amen!